Mit Blaulicht in den Kreißsaal

Feuerwehr birgt Schwangere mit der Drehleiter

Anne Becker und Dr. Robert Sczesny blickten noch einmal gemeinsam zurück auf die nicht alltägliche Geburt von Anne Beckers Sohn.

Neuwied/Urbach. Die Geburt Ihres zweiten Kindes hatte Anne Becker aus Urbach eigentlich völlig anders geplant, als sie letztendlich verlaufen ist: Ganz ruhig und in der vertrauten Umgebung ihrer eigenen Wohnung wollte sie ihren Sohn zur Welt bringen. Dabei sein sollten nur ihr Mann und ihre Hebamme. Doch es kam ganz anders. Unter Wehen musste die junge Frau über eine Drehleiter der Feuerwehr geborgen und mit Blaulicht ins Marienhaus Klinikum St. Elisabeth nach Neuwied gebracht werden.

Dabei hatte sich Anne Becker so gut auf die Hausgeburt vorbereitet. „Meine Tochter hatte ich in einem Krankenhaus entbunden. Beim zweiten Kind wollte ich der Natur vertrauen und hatte mich deshalb für eine Hausgeburt entschieden“, sagt die junge Mutter. Gut begleitet und vorbereitet von ihrer Hebamme freute sie sich Mitte Mai auf die Geburt ihres Sohnes.

Und sie erinnert daran, als es endlich losging. „Wir waren noch zu Besuch bei den Schwiegereltern, als die Fruchtblase platzte. Also fuhren wir nach Hause, ich telefonierte mit der Hebamme.“ Und die kam dann auch, um die werdende Mutter so wie es geplant war, zu unterstützen. Die Tochter wurde zu den Großeltern gebracht, Anne Becker konnte sich also voll und ganz auf die Geburt einlassen.

Die erste Untersuchung durch die Hebamme allerdings zeigte: Hier stimmt etwas nicht. „Sie konnte einen kleinen Arm oder ein Beinchen ertasten. Alles deutete auf eine Querlage hin“, berichtet Anne Becker. Nichts hatte in den vorausgegangenen Untersuchungen auf diese Lage hingewiesen, das Kind habe ein paar Tage vor der Geburt noch mit dem Kopf nach unten im Bauch seiner Mutter gelegen

Vermutlich habe es sich noch gedreht. „Das wird zum Geburtstermin hin zwar recht unwahrscheinlich, aber es kann vorkommen“, sagt Dr. Robert Sczesny vom Marienhaus Klinikum St. Elisabeth, der schließlich mittels Kaiserschnitt Anne Beckers Kind auf die Welt geholt hat.

Doch noch einmal zurück nach Urbach, wo der Wunsch von der Hausgeburt aufgegeben werden musste. Der Rettungsdienst wurde gerufen. Mit einer Trage Anne Becker aus dem ersten Stock ihrer Wohnung in den Rettungswagen zu bringen, kam nicht infrage. Die junge Frau mit den Füßen voran die Treppe hinunter zu tragen, könne laut ihrer Hebamme zu gefährlich werden. Dadurch wäre der Druck auf den Geburtskanal zu hoch gewesen.

Der Rettungsdienst rief die Feuerwehr zur Unterstützung. Die Wehren aus Puderbach und Dernbach rückten an und brachten eine Drehleiter mit. So konnte Anne Becker liegend aus ihrer Wohnung geborgen werden. Trotz des großen Aufgebotes an Rettungskräften fühlte sich Becker gut aufgehoben und betreut. „Durch die Wehen und die Schmerzen habe ich auch nicht mehr alles richtig mitbekommen“, erinnert sich die junge Mutter. Wie viele Rettungsfahrzeuge und Menschen tatsächlich in der Straße gestanden haben, ließ sie sich dann später noch von ihrer Familie erzählen.

Und während Anne Becker mit Blaulicht von Urbach in Richtung Neuwied zum Marienhaus Klinikum gebracht wurde, bereitete sich dort Dr. Robert Sczesny mit seinem Team auf die Geburt des kleinen Jungen vor.

„Die Ultraschalluntersuchung bestätigte die Querlage. Wir mussten durch Kaiserschnitt unter Vollnarkose der Mutter das Kind entbinden. Es hat alles gut geklappt. Zur Sicherheit hatten sich auch die Kinderärzte bereitgehalten, doch die mussten nichts unternehmen. Dem Kind ging es gut. Alles ist dann doch noch gut verlaufen“, sagt Sczesny. Dass Schwangere schon mal mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht werden, ist für den Mediziner nichts Neues. Eine Bergungsaktion, wie sie Anne Becker erlebt hat, sei allerdings schon etwas Besonderes.

Wenn auch die Urbacherin ihr Kind nicht wie gewünscht zu Hause zur Welt bringen konnte, so ist sie sehr dankbar und begeistert, wie schnell viele gute Entscheidungen getroffen wurden, um ihr und ihrem Baby in dieser außergewöhnlichen Situation zu helfen. Und sie habe sich gut aufgehoben gefühlt im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth, welches sie schon nach drei Tagen mit 3.810 Gramm Glück im Arm verlassen konnte.

Ob sie sich trotz alledem denn noch einmal für eine Hausgeburt entscheiden würde? „Ja, das würde ich wieder tun. Eine Geburt ist ja etwas Natürliches. Dass es jetzt so gelaufen ist, konnte ja niemand voraussehen“, sagt sie.

„Genau diesen Aspekt gilt es jedoch im Vorfeld zu bedenken. Trotz eines gut funktionierenden Rettungsdienstes und eines schnell agierenden geburtshilflichen Teams, muss es nicht immer so ideal ausgehen wie in diesem Fall bei Familie Becker“, gibt Prof. Dr. Richard Berger, Chefarzt der Frauenklinik, zu bedenken.

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