Sanfte Geburt für Frühchen:

Neuer Geburtstisch kommt im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth zum Einsatz

Jennifer Schnug mit Söhnchen Thorben, Dr. Hanna Hummel, Frank Scheulen, Hebamme Aileen Clemens und Dr. Katharine Louise Kastor (von links) mit dem „Birth Trolley“, der dem kleinen Thorben den Start in das Leben erleichterte. Fotonachweis: Beate Christ

Neuwied. Wenn ein Kind zu früh zur Welt kommt, muss es oft schnell gehen, um den neuen Erdenbürger medizinisch versorgen zu können. Deshalb wird ein Frühchen nach der Geburt meist schnell abgenabelt und von der Mutter getrennt. Die ersten wichtigen und innigen Minuten zwischen Mutter und Kind bleiben bei dem schnellen Start ins Leben auf der Strecke.

Dass es aber auch anders gehen kann, zeigt die Geburt des kleinen Thorben. Dank eines neuartigen Geburtstisches, der im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth zum Einsatz kommt, konnte der kleine Junge nach der Geburt die Nähe seiner Mutter spüren. Thorben hatte es ziemlich eilig, um auf die Welt zu kommen. Schon in der 34. Schwangerschaftswoche wurde das zweite Kind von Jennifer und Björn Schnug aus Neuwied geboren. Eigentlich wollte Mama Jennifer das Baby in einer Koblenzer Klinik entbinden, doch dort hätte man keinen Platz für ein Frühgeborenes gehabt. So entschied sie sich für das Marienhaus Klinikum St. Elisabeth in Neuwied. Und im Nachhinein ist die junge Mutter froh über diese Entscheidung. „Es ist alles gut gelaufen, zwei Wochen nach der Entbindung konnten wir nach Hause“, sagt sie. Schon in der 24. Woche hatte Jennifer Schnug zum ersten Mal Wehen und das Gefühl, das Kind könnte zu früh zur Welt kommen. Deshalb hatten sie und ihr Mann Sorge, dass ihr Sohn genau wie ihre Tochter, die vor drei Jahren geboren worden war, unter Anpassungsstörungen nach der Geburt leiden könnte. Die Sorge der Eltern sollte sich zum Glück nicht bewahrheiten.

Dazu beigetragen hat wahrscheinlich die Tatsache, dass nach der Geburt ein „Concord Birth Trolley“, also ein neuartiger Geburtstisch zum Einsatz kam. „Dieser Tisch hat eine spezielle Auflage für Neugeborene, auf der das Kind mit intakter Nabelschnur aufgelegt werden kann“, beschreibt die Chefärztin und Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Neonatologin, Dr. Katharine Louise Kastor vom Marienhaus Klinikum den Birth Trolley. Dieser ermöglicht, dass die Nabelschnur nicht sofort durchtrennt werden muss, sondern erst in Ruhe auspulsieren kann. „Wir können mit der Abnabelung warten, bis das Kind mehrere Minuten geatmet hat. Somit gewährleisten wir, dass mehr Blut aus der Plazenta in den kindlichen Kreislauf fließen kann“, sagt Kastor. Dies sei ein großer Vorteil bei Frühgeborenen, die sonst häufig unter Anpassungsschwierigkeiten leiden könnten. „Die Kinder sind von Anfang an viel stabiler, es gibt weniger Komplikationen und die Langzeitprognosen sind besser.“

Die Oberärztin und Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dr. Hanna Hummel weiß um noch einen weiteren Vorteil: „Die Geburt und die unmittelbare Zeit danach verläuft viel entspannter für alle Beteiligten. „Hier können wir mit viel Technik viel Natürliches erreichen. Direkt am Kreißsaalbett oder OP-Tisch kann die Mutter den Kontakt zu ihrem Kind halten und sehen, wie es ihm geht. Wir können gleichzeitig Mutter und Kind nebeneinander versorgen und müssen nicht sofort mit dem Neugeborenen aus dem Raum gehen. Das gibt den Eltern Sicherheit, es findet keine traumatische Trennung statt.“

Das Gefühl der Sicherheit hatte auch Jennifer Schnug. „Mein Baby lag neben mir, ich konnte es anfassen und noch eine halbe Stunde mit ihm kuscheln.“ Thorben kam dann für einige Tage auf die Frühgeborenenstation, dann auf die Säuglingsstation. Mama Jennifer hatte jederzeit die Möglichkeit, ihr Kind zu sehen. Sie, ihr Mann Björn und Schwesterchen Juliane sind froh, dass Thorben alles so gut überstanden hat. „Ich hatte anfangs gedacht, er würde mehr Unterstützung benötigen, aber er war dann doch relativ fit.“

Aktuell kommt der Birth Trolley rund zweimal pro Woche im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth zum Einsatz. Ziel ist es, den Geburtstisch bei jeder Risikogeburt – auch extreme Frühgeborene – einzusetzen. Durch ein perinatales Team ist die Möglichkeit rund um die Uhr gewährleistet, Mütter und ihre Kinder gleichzeitig zu versorgen. „Er ist ein besonderer Gewinn bei Risiko- oder Frühgeburten. Also immer dann, wenn man eigentlich sofort das Kind von der Mutter trennen müsste“, sagt Dr. Katharine Louise Kastor. Mit dem Geburtstisch, der in den Niederlanden entwickelt worden ist, sei man am Puls der Zeit. „Das ist Medizin auf hohem Niveau“, freut sie sich. 

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